Der Kalender, vor über 2000 Jahren in seiner heutigen Form entwickelt und nur ein einziges
Mal vor rund 400 Jahren korrigiert, wäre durchaus reif fürs Museum. Und doch ist er nach wie
vor gültig. Nicht daß er auch nur halbsweg perfekt wäre. Er hat eine ganze Reihe von kleinen
Mängeln, die manche Leute stören:
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Die Untereinheiten des Jahres - Monate,
Quartale, Halbjahre - sind ungleich lang.
Dies ist vor allem unangenehm im Geschäftsbereich, bei Steuern und Statistiken.
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Die Tage der Woche verschieben sich von einem
Jahr zum nächsten. Jedes neue Jahr beginnt einen Wochentag früher als das vorangegangene
bezeihungsweise sogar zwei, wenn es ein Schaltjahr
war. Aufgrund des Schaltjahres wiederholt sich dieser Zyklus alle 28 Jahre. Auf diese
Weise ist es besonders schwierig, jährliche Termine festzulegen, weil sie innerhalb der
Woche schwanken. Auch die Positionen der Wochen wandern innerhalb von Monaten und Quartalen.
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Der Gregorianische Kalender
ist immer noch nicht ganz exakt, sondern geht in bezug auf das tatsächliche Jahr um 25,96
Sekunden vor. Seit 1582 ist dieser Fehler auf 2 Stunden, 59 Minuten und 12 Sekunden angewachsen.
Im Jahre 4099 wird es ein ganzer Tag sein - angenommen, der Mensch existiert noch immer
und benutzt den Kalender, der den Namen eines 3300 Jahre zuvor verstorbenen Papstes trägt.
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Unser Zeitalter, das wir mit „nach Christus“ (n. Chr.) bezeichnen, bleibt
weiterhin etwas wirr, weil es kein Jahr 0 gibt. Dies bedeutet, daß rein mathematisch
Säkularjahre immer erst an der Wende von null zu eins stattfinden und nicht von 99 zu null,
und ein neues Millenium beginnt in Wahrheit erst im Jahre x001, und nicht x000 (siehe auch:
Kalenderparadoxien).
Andere beklagen sich über die Unhandlichkeit der „nach-Christus“ und
„vor-Christus“-Zählweise, durch die gewissermaßen positive und negative Daten
entstehen.
Aus diesem Grund gibt es Bestrebungen, einen neuen und verbesserten Kalender zu entwicklen.
In jüngster Zeit wurde vor allem versucht, den Gregorianischen Kalender weiter zu perfektionieren.
Beliebtester Vorschlag ist der Weltkalender, auch als Universalkalender bekannt:
Dieser Kalender hat ein Jahr von 364 Tagen (= 52 Wochen) mit vier Quartalen von jeweils
91 Tagen, wobei der erste Monat jedes Quartals 31, die beiden anderen 30 Tage haben sollen.
Im Weltkalender würde jedes Jahr und jedes Quartal an einem Sonntag beginnen, und jeder Monat
würde am selben Tag anfangen. Der 365. Tag und in einem Schaltjahr der 366. erhalten keine
Wochentagsbezeichnung. Der 365. Tag wird nach dem 30.
Dezember, der Schalttag nach dem 30. Juni eingefügt,
beide Tage sollen Feiertage sein (Ein Vorschlag war beispielsweise, solch einen Tag
„Welttag“ zu nennen).
Das Schema des Weltkalenders
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Befürworter des Weltkalenders haben immer wieder versucht, die Vereinten Nationen für die
Reform zu gewinnen, und 1961, das mit einem Sonntag
begann, standen die Zeichen sogar ganz gut. 1954 billigte der Vatikan den Kalender, und der
US-Kongreß führte ihn auch ein. Aber letztlich konnte er sich nicht durchsetzen.
Darüber hinaus gab es zahlreiche andere Vorschläge, darunter einen Kalender mit 13 Monaten
à 28 Tagen, dem ein (oder zwei) zusätzliche Tage als Sondertage angehängt werden. Dies war
die bevorzugte Lösung eines „Nationalkomitees für Kalendervereinfachung“, das
unter dem Vorsitz von Georg Eastman von Eastman Kodak 1929 in den USA tagte (dieses Komitee
bestand aus Dutzenden promineter Amerikaner, darunter z.B. Henry Ford).
Im Internet kursieren auch Reformideen. Darunter folgende: den sogenannten „Göttinen-
Mondkalender“, der aus 25 Monaten mit abwechselnd 29 und 30 Tagen bestehen soll. Dabei
soll jeder Monat den Namen einer weiblichen Gottheit tragen: Artemis, Bast, Cybele oder Gaia,
um nur ein paar davon zu nennen.
Wesentlich einfacher wäre es, den Fehler von 25,96 Sekunden zu beheben. Es gibt bereits
Vorschläge, nach denen die Gregorianische Schaltjahrhundert-Regel durch eine Schaltjahrtausend-Regel
ersetzt werden soll, so daß nur in Milleniumsjahren ein Schaltjahr ausgelassen wird, etwa
im Jahr 2000. Auf diese Weise wäre der „modifizierte“ Gregorianische Kalender
auf einen Tag alle 3323 Jahre genau. Zweifellos wird sich diese Anpassung durchsetzen,
vorausgesetzt, die Welt rechnet noch immer nach dem Gregorianischen Kalender.
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