Volkstümlichen Überlieferungen zufolge kommen in der Nacht zum 1.
Mai die Hexen und Teufel aller Herren Länder in den
Harzbergen zusammen, um ihrem Meister Urian zu huldigen. Mit höllischem Gelächter sausen die
Hexen auf Ziegenböcken, Besen und Mistgabeln durch die Lüfte, um mit dem Teufel das Tanzbein
zu schwingen. Erst Schlag Mitternacht endet der diabolische Spuk. Dann übernimmt die Maienkönigin
die Herrschaft über das Land und verheißt Wachstum und Wohlstand. In der Walpurgisnacht wird
der düstere Winter vertrieben und der fruchtbare Frühling begrüßt
Zu den beliebtesten Kultstätten der Hexen gehörte laut Überlieferung der höchste Harzberg,
der Brocken, auch „Blocksberg“ genannt. Aber auch über andere gruselige Tanzplätze
wird berichtet. Bis in unser Jahrhundert wurden Vorkehrungen getroffen, um die in der
Walpurgisnacht zu ihren Tanzplätzen ziehenden Hexen zu verscheuchen und daran zu hindern,
auf ihrem Vorbeiflug allerlei Unfug und Schaden anzurichten. Lange hielt sich der Brauch,
Kreuze und Kräuterbüschel an Stalltüren zu heften, um das Vieh zu schützen. Außerdem wurden
geweihte Glocken geläutet. Dies sollte die Hexen davon abhalten, ein Stück von den Kirchenglocken
abzubeißen.
Entwickelt haben sich die Sagen in der Zeit der Christianisierung aus der Konfrontation
mit dem germanischen Götterglauben. Das ursprünglich heidnisch-muntere Treiben stempelten
die Kirchenoberen als teuflisch-dämonischen Hexensabbat ab und versuchten es unter Androhung
rigoroser Kirchenstrafen zu unterbinden. Auch die heilige Walpurga, die im 8. Jahrhundert
als Äbtissin fungierte, hat mit dem ursprünglichen Brauch offenbar nichts zu tun. Sie wurde
wohl nur deshalb Namenspatronin der Nacht, weil die Kirche hoffte, das einfache Volk würde
sich nun mehr der Verehrung einer Heiligen zuwenden, anstatt sich an alten heidnischen Festen
zu erfreuen.
Die heiligen Walpurga (um 710 bis 777) war eine in Wessex geborene angelsächsische Missionarin.
Sie war die Tochter des heiligen Richard von England und die Schwester des heiligen Willibald
(auch ein Missionar). Um das Jahr 748 wurde sie vom heiligen Bonifatius nach Deutschland geholt
und im Jahr 761 zur Äbtissin des Benediktinerklosters in Heidenheim ernannt. Ihr Namenstag
wird teils am 25. Februar, teils auch am 1. Mai
gefeiert.
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